Wenn Du es nun wirklich wissen willst …
Der Werdegang der Christiane Kördel
Wird sie noch oder wird sie nicht?
Geboren 1964 in Konstanz am Bodensee, genauer im Paradies, einem Konstanzer Stadtteil. Das ist durchaus auch als Bild zu verstehen. Menschen, die ins Paradies geboren werden, wissen oft nicht, wohin, lassen sich treiben. Schließlich ist man schon angekommen, irgendwie.
So bin ich in Konstanz aufgewachsen und geblieben, was weniger langweilig ist, als es klingt, es sei denn, ich schreibe es nieder. Dann stelle ich mir vor, ich hätte stattdessen als Drehbuchautorin in New York gewohnt, in der Provence Wein angebaut, in New England ein Bed & Breakfast geführt, in Rumänien Straßenhunde gerettet … okay, es geht hier um Fakten, also reiße ich mich mal zusammen. Es ist wie es ist: In Konstanz geboren, aufgewachsen und geblieben. Punkt.
Schon während des Studiums der Verwaltungswissenschaften an der Universität Konstanz – das ist nun wirklich so langweilig, wie es klingt – habe ich viel Zeit bei combit verbracht. Es ist einfach so passiert. Tatsächlich habe ich anfänglich freiwillig mitgearbeitet, ohne Bezahlung. Ist das zu fassen? Und warum? Des Liebsten wegen. Natürlich. Peter Magulski, der beste Schriftstellerinnengefährte aller Zeiten, ist in Konstanz zumindest ein Zugezogener, sonst sieht sein Lebenslauf ähnlich aus, wie meiner. Seit über 38 Jahren ist das nun schon so. Will heißen: Ich bin eine treue Seele. Wer mich mal am Hals hat, hat mich am Hals.
Bei combit war ich für Marketing, Vertrieb, Personal und Finanzen zuständig, dabei war Schreiben zentral, Kriminelles weniger. Ich feilte an Marketingtexten, brachte Konzepte zu Papier, erklärte Software und quälte mich wie andere mit Verträgen. Letzteres ist tatsächlich kriminell und gehört verboten.
Über 25 Jahre Mitinhaberin und Geschäftsführerin eines Softwareunternehmens hinterlassen Spuren – in positiver wie in negativer Hinsicht. Ich möchte die Zeit nicht missen, vor allem der vielen umwerfenden Menschen wegen. Ein bisschen was gelernt habe ich auch, aber auch viel gearbeitet, viieel gearbeitet. Das war mein Leben 1.0.
Inzwischen begleite ich combit nur noch beratend und genieße meine Freiheit. Im Leben 2.0 schreibe ich. Wenn ich nicht gerade schreibe, genieße ich mein Leben. Ja, das ist das perfekte Paket, ich weiß. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Warum Krimikomödien? Weil ich sie selbst gerne lese und die Welt schon ernst genug ist. Ich möchte, dass sich meine Leser:innen besser fühlen, als wenn sie mein Buch nicht hätten. Beschwingt, erfrischt und voll neuer Energie, positiv in die Zukunft blickend. Das nehme ich ernst und sehe es als meine Mission, dafür Spannung mit Humor, Leichtigkeit und unerwarteten Absurditäten zu verbinden.
Es gefällt mir, fiktive Figuren an meist realen Orten lebendig werden zu lassen, nur um einige von ihnen gleich wieder umzubringen. Hier ist’s wie im wahren Leben: Der erste Mord ist am schwersten. Inzwischen morde ich regelmäßig und ohne Vorbehalte, rein literarisch wohlgemerkt. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass der sog. Subplot, also die Geschichte neben dem Kriminalfall, mich mindestens ebenso in Beschlag nimmt. Auch hier: Der Menschen, der Figuren wegen.
Heute lebe ich mit dem besten Schriftstellerinnengefährten, sagen wir es im Chor: in Konstanz am Bodensee. Wenn ich nicht, wer könnte es mir verdenken, auf Reisen das Weite suche, um statt auf den See zur Abwechslung mal auf ein Meer zu gucken. Auch dort lässt es sich vortrefflich schreiben.
Wie viel Christiane Kördel steckt in Ines Fox?
Wir beide lieben den See. Ich denke, jede Umgebung gestaltet ein bisschen mit, wer wir sind und was uns wichtig ist.
Sie ist Jungunternehmerin, eine Funktion, in der ich vor 10-15 Jahren steckte, okay wohl eher vor 25 Jahren. Eine schnelllebige Branche im IT-Bereich, in einem freundschaftlichen, fast familiären Team. Ich arbeitete allerdings immer mit zwei Co-Geschäftsführern zusammen, was mich auf andere Weise forderte. In einer stark von männlichen Kollegen geprägten Branche allein ein Unternehmen zu führen, wie Ines das tut, verlangt nach einer toughen, durchsetzungsstarken Persönlichkeit, die auf sich selbst vertraut und auch mal das Gegenteil von dem tut, was andere von ihr erwarten.
Um es auf den Punkt zu bringen: Meine Heldin ist jünger, mutiger, sturer, temperamentvoller, selbstbewusster, hat mehr Sex-Appeal, einen stärkeren Hang zum Chaos und lebt ihre Leidenschaften ungehemmter aus. Also ganz anders als ich, eigentlich.
Lustigerweise wirkt Ines‘ Art regelrecht ansteckend auf mich. Seit es sie gibt – man beachte die Formulierung, ich hab doch einen an der Waffel! – esse ich mehr Schokolade, als mir gut tut, bin chaotischer und unstrukturierter. Ein Psychotherapeut könnte da jetzt was draus machen, da wette ich.
Hat der Name „Ines“ für Dich eine Bedeutung?
Wie entwickelst Du die Figuren? Gibt es einige von ihnen in Fleisch und Blut?
Ja ja, ich weiß, worauf das abzielt. Alle Mädels wollen wissen, wo Dr. Frieder zu finden ist. Tut mir leid, hier Illusionen zerstören zu müssen: Auch Dr. Frieder ist frei erfunden.
Prinzipiell wird man keine meiner Figuren in natura finden. Ich mixe die Figuren zusammen, nehme hier eine Charaktereigenschaft und klaue dort ein Detail, packe alles in den Figuren-Shaker und schüttle kräftig, dass die Eiswürfel nur so klackern.
Mit einer Ausnahme: Die braun getupfte Dalmatinerdame Fila gab es wirklich. Bis zum 10.02.2021 war sie Teil unserer kleinen Familie. Allerdings durfte Fila in meinen Büchern eine wehrhaftere Version ihrer selbst spielen. Menschen anzuknurren lag ihr im echten Leben fern. Eine ihrer Leidenschaften in jungen Jahren war jedoch tatsächlich, den Zug über die alte Rheinbrücke zu jagen, wenn man sie nicht davon abhielt.
Wie kommst Du auf witzige Situationen und Dialoge?
Hast Du Spaß beim Schreiben?
Es ist für mich unbezahlbar, selig machend und katapultiert mich regelmäßig in den siebten Himmel. Okay, in den sechsten, denn der siebte ist natürlich nur für den besten Schriftstellerinnengefährten aller Zeiten reserviert.
Lachst Du beim Schreiben?
Insgesamt ist das Schreiben für mich ein echter Stimmungsaufheller. Kann ich nur empfehlen!
Von der Geschäftsführerin zur Autorin. Ist Dir langweilig geworden?
Verwaltungswissenschaften und Geschäftsführerin eines Softwareunternehmens, das ließe auf einen trockenen Charakter schließen, Deine Bücher nun gar nicht. Hast du zwei Persönlichkeiten?
Ich kenne übrigens keinen einzigen trockenen Geschäftsführer im IT-Bereich. Die sind alle irgendwie verrückt, auf eine liebenswerte Art natürlich.
„Der erste Mord ist am schwersten?“ Was meinst Du damit?
Der zweite Mord war übrigens deutlich einfacher. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier. Und nun morde ich eben, ganz normal – literarisch wohl gemerkt.
Woher stammen die Cover?
Das Cover von »Seezeichen 13« habe ich über die Plattform 99designs entwickeln lassen. Dort kann jeder eine Ausschreibung starten und nach einem geführten Auswahlprozess mit seinem Lieblingsdesigner zusammenarbeiten. Obercool: Der junge Designer Alex Scuta sitzt in Transsylvanien und die Muse, das Vorbild für den roten Lockenkopf, ist seine Freundin. Hach!
So war es für mich keine Frage, auch bei den folgenden Ines Fox Bänden mit Alex zusammenzuarbeiten. Schließlich sollen die Cover aus einem Guss sein. Und ich wurde nicht enttäuscht: Ich bin jedes Mal regelrecht verliebt in das Cover.
Wie fühlt sich das Autorinnenleben an? Ist es, wie erwartet?
Ich hätte nie gedacht, dass es sich so toll anfühlt, Autorin zu sein. Die ersten Wochen nach der Veröffentlichung habe ich wie im Rausch erlebt. Erst das Bibbern, wie kommt mein Buch an, wenn es zum ersten Mal den heimeligen Schoß der Familie und Freunde verlässt. Dann die pure Glückseligkeit, dass insgesamt die Resonanz so positiv ist. Die ersten Rezensionen hauten mich schier um.
Ich habe mehr erreicht, als ich je zu träumen gewagt hätte. Ich habe das große Glück, dass mir schon sehr viele Menschen ihre Lesezeit anvertraut haben und ich sie in meine Geschichten entführen durfte. Darunter ein Leser, der nie liest (das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!) von seiner Frau aber zu meinem Buch verdonnert wurde und es dann liebte. Darunter ein Frau, die seit 40 Jahren Vielleserin ist und für mein Buch die erste Rezension geschrieben hat, weil es ihr so ein Bedürfnis war, die Freude darüber zum Ausdruck zu bringen. Die ersten Leser:innen, die bettelten, ich solle sagen, wann es denn endlich weitergeht. Das ist doch der Hit!
Nachdem ich mich nun eine Weile daran gewöhnt habe, finde ich die Vorstellung, dass jemand jetzt, in diesem Moment mit meinem Buch in der Sonne sitzt und über etwas schmunzelt, das ich geschrieben habe immer noch sagenhaft. Der persönliche Austausch mit Leser:innen, wozu auch Hinweise auf Makel gehören, ist für mich unendlich wertvoll. Ich höre genau zu, was sie mir sagen. Sie sind übrigens alle ausgesucht feinfühlig, das hätte ich nicht gedacht. Ich war darauf vorbereitet, mit dem großen Avernerschild die emotionalen Angriffe abzuwehren. Nichts dergleichen.
Beim Erscheinen des dritten Teils “Seekoller” ist die Spannung fast genauso groß, wie es beim ersten Buch der Fall war.
Schreibst Du an der Fortsetzung?
Ja. Ines Fox’ 5. Fall ist in Arbeit. Der Erscheinungstermin ist aber noch sehr ungewiss. Aber, und das ist ja das Wichtigste, Ines, Dr. Frieder und der Rest der Truppe werden ein weiteres Abenteuer erleben. Die Figuren sind mir ans Herz gewachsen, fühlen sich fast wie alte Freund:innen an. Ich könnte sie nicht sich selbst überlassen. Wer weiß, was Ines anstellen würde.