Und schwupp-di-wupp ist Weihnachten. Wie unerwartet. Dabei wollte ich noch so vieles tun, bevor das passiert. Dir eine Miniweihnachtsgeschichte schreiben zum Beispiel. Ines Fox könnte sich prima rausreden, sie hätte diesen oder jenen Mord aufgeklärt, man möge Verständnis haben, das koste Zeit. Plätzchen backen und Gangster hinter Gitter bringen, beides gleichzeitig ginge eben nicht. Und wenn schon paralleles Plätzchenbacken nicht ginge, wie solle dann zur selben Zeit eine Geschichte entstehen können und sei es auch nur eine kleine? Das würden wir alle verstehen, stimmt’s? Ja die Frau Fox wär fein raus. Sieht ihr mal wieder ähnlich. Und was habe ich für eine Entschuldigung? Da muss ich jetzt richtig ein bisschen drüber nachdenken … Geht und denkt eine Weile drüber nach. Isst drei Marzipankartoffeln, trinkt einen Kaffee und kommt wieder. Würde es helfen, wenn ich sagte, ich habe an Ines Fox‘ viertem Fall geschrieben? Ein bisschen? Gut, dann sage ich das. Ich habe an Ines Fox‘ viertem Fall geschrieben. Aber letztes Jahr hat es doch auch irgendwie geklappt? Stimmt. Wie habe ich das nur angestellt … Geht, isst einen Elisenlebkuchen mit Schokoüberzug, stellt fest, dass der Kaffee alle ist, überlegt neuen zu kochen, entscheidet sich aus Faulheit dagegen, denkt eine Weile über die Fragestellung nach und kommt wieder. Ich weiß es nicht mehr. War das Jahr länger? Nein. War ich schneller? Sicher nicht. Ich war noch nie schnell. Was dann? Es lag am Sommer. Bestimmt lag es am Sommer. Keine Miniweihnachtsgeschichte wegen zu viel Sommer. Der Mega-brutzel-den-Bodensee-leer-Sommer 2018 hat mein Schreiben an No 4 nachhaltig behindert. Und die Zeit fehlt mir jetzt hintenraus. So vieles lag dieses Jahr am Sommer, auf der Liste geht mein klitzekleines Detail völlig unter. Ist das glaubhaft? Wenigstens ein klitzekleines Bisschen? Nein? Och. Und wenn ich sagte, es war zu heiß, um auf der Terrasse zu schreiben, was ich sonst gerne tue, und man könne doch nicht erwarten, dass ich bei so einem Sommer drinnen säße, im abgedunkelten Raum und schreibe? Besser, oder? Na ja? Und weil es so heiß gewesen wäre, hätte ich oft in den See springen müssen, um mich abzukühlen und den Lieblingshund gleich mit, mehrmals am Tag? Gut, gell? Wie jetzt … Du bist aber streng! Und wenn ich sagte, ich hätte so viel gießen müssen, damit nicht alles verdorrt, wäre das hilfreich? Auch nicht? Der Sommer 2018 taugt prinzipiell nicht als Entschuldigung? Für gar nichts? Ja so was. Geht, stellt doch noch einen Kaffee auf, fragt den besten Schriftstellerinnengefährten aller Zeiten, ob er auch eine Tasse möchte, diskutiert mit sich selbst, ob zum Kaffee nicht ein paar gebrannte Mandeln passen würden, bringt dem besten Schriftstellerinnengefährten eine Tasse Kaffee mit einem Kuss, denkt über dem eigenen Kaffee eine Weile gebrannte Mandeln kauend nach, postet was bei Facebook, check die E-Mails, stellt einmal wieder fest, dass man nach gebrannten Mandeln immer das Gefühl hat, die Zähne würden einem ausfallen, geht selbige putzen und kommt wieder. Jetzt gehen mir doch langsam die Ideen aus. Keine Fantasie hat sie, die Frau Kördel. Geht, gibt dem Lieblingshund zwei Hundekekse, schaut verklärt zu, wie sie gemupfelt werden, holt den Staubsauger, saugt die Krümel weg, kann dem Hundeblick nicht widerstehen, gibt dem Lieblingshund noch zwei Hundekekse, schaut verklärt zu, wie sie gemupfelt werden, saugt die Krümel weg (Staubsauger war noch da), fragt sich halblaut, worüber sie eigentlich nachdenken wollte, kommt wieder und zupft den Zettel zurecht auf dem steht: Focus on what you Want. Be where you are instead of where you think you should be. Keep showing Up … Seufzt. Hadert mit sich. Speichert, was sie bisher geschrieben hat und geht. Fährt am nächsten Tag nach Frankreich, setzt sich am 23. Dezember abends im Motel auf dem Weg ans Meer auf den einzigen Stuhl des Standardzimmers und schreibt weiter. Vielleicht klappt es ja mit einer Minigeschichte zu Neujahr. Oder zum Frühlingsanfang? Zu Ostern? Es gibt so viele Möglichkeiten … Es ist ja nicht so, dass Du die Extrageschichte nicht verdient hättest. Dicke verdient gar. Deswegen tut es mir ja auch leid, dass daraus nichts wurde. Aus dem kleinen Dankeschön. Es war gedacht dafür, dass Du Teil meines umwerfenden Jahres 2018 warst, es für mich zu etwas so Besonderem gemacht hast, maßgeblich mit dafür verantwortlich bist, dass mein Jahr 2018 so umwerfend und besonders war und weiterhin ist. Noch nie hatte ich so viele schöne Kontakte zu LeserInnen, habe so viele Menschen kennengelernt, in Natura und virtuell, die ihre Zeit damit verbringen möchten, zu lesen, was ich schreibe, es genießen und mir das mitteilen. Das ist für mich immer noch unvorstellbar. Da sitzt jemand und liest, was der wirren Frau Kördel durch den Geist flattert, findet es gut und meldet sich. Will mehr erfahren, trägt sich beim Newsletter ein, schickt mir eine Mail, befreundet sich mit mir bei Facebook, tauscht sich aus, rezensiert, erzählt weiter … Es ist grandios! Ich wünsche Dir und Deinen Lieben ein wunderbares Weihnachten, und dass Du es so verbringst, wie Du es am liebsten hast. Eingekuschelt in Liebe und in Frieden. Rutsch gut rüber in das Jahr 2019. Möge das Jahr so fabelhaft sein, dass es zu Deiner Fabelhaftigkeit passt. Möge es für noch mehr Lebewesen auf dieser Erde Freiheit und Frieden mit sich bringen. Für’s neue Jahr viel Gesundheit, Energie, Freude an allem, ein gutes Händchen, bei der Auswahl der Lektüre, Erfolg bei allem, was Du anpackst und ein paar Blankowünsche für den Fall der Fälle. Ich freue mich auf ein weiteres Jahr als eine Deiner Schriftstellerinnen und werde mich ins Zeug legen – wirklich! – damit Du gerne liest, was ich schreibe. Damit Du auf dem Sofa fläzend, im Liegestuhl liegend, im Bus zur Arbeit hockend oder kopfüber über dem Abgrund hängend ein Schmunzeln im Gesicht trägst. Hach! Pass auf Dich und Deine Lieben auf. Herzliche Grüße Deine Christiane